26. September 2006
Denk'Ich an Europa in der Nacht,....
(Der Rythmus stimmt so natürlich nicht, aber nehm' Se's mal so hin (Auf Harry Heine werden wir in einem zukünftigen Kapitel noch zurückkommen))Erst einmal zurück zu "Me, me,...!" - es kommen mehr Schwatzschweifigkeiten!: über die Bücher des Arno Schmidt, des "Primzahlmenschen" (Dürften auch weiterhin als "Rauschen" im Hirn des Autors abgetan werden - versteh'n Sie das als Nicht=TechNicker? (:"Jaja du Depp! Du Depp! Du Depp! Du depperter Depp Du! - Jaja du Depp! Du Depp! Du Depp! - Du depperter Depp!!")):
- Wahrlich, wäre der sparsame Gebrauch der Donnerkeile, und die Art, wie die
Welt regiert wird, überhaupt die schwächste Seite der Götter, sie würden von
mir immer unangefochten geblieben seyn! Denn ich wüßte wirklich nicht wie
sie es angreifen müßten, um die ungeheure Menge von Narren, Thoren und
Schelmen, womit die Erde überdeckt ist, besser zu regieren, als wir im
Ganzen regiert werden; aber eben daraus, daß wir so gut regiert werden, als
es unsre Narrheit und Verkehrtheit nur immer zuläßt, schließe ich, die Welt
werde nicht von unsern Göttern regiert.
(Chr. M. Wieland, Aristipp)
- "Zehn Uhr - der Wolf kommt noch nicht!
Elf Uhr - der Wolf kommt noch nicht!
Zwölf Uhr - der Wolf kommt!"
(Maria Mathi, Wenn nur der Sperber nicht kommt)
- Europa erfuhr mit Hilfe von George W. Bush ein politisches
Todeserlebnis. Als der amerikanische Präsident den Irak-Krieg konstruierte,
überstrapazierte er wie beiläufig den europäischen Zusammenhalt und führte
die Union an den Rand des Kollapses.
(Stefan Kornelius, Die Entdeckung Europas)
Der Dreher "89" ("8&9") zum Lebensalter des Pytheas ergibt sich ganz "organisch" ja aus der Besonderheit deutscher Zahl="Wörter" - 98 = "Acht und Neun ... zig"!: "Das ist weiter nichts, als das wörtlich=nehmen, und schriftlich=abbilden der Sprechweise: ... also wie die Zahlen im Munde aufeinander folgen, ... so daß es sich vielmehr um den jugendlich=genialen Versuch einer Versöhnung von Sprech- und Schreibweise handelt." (julia 58).
Das "Gewicht", die "Wichtig"=Keit dieser einen Zahl "89", es folgt unten noch ein weiterer Beleg dafür, läßt fast den Verdacht auf="keimen", Arno Schmidt könnte etwas über den Voynich-Code gewußt haben (Schauen Sie mal auf dessen Seite 78). - Aber zu den "98 Jahren" des Pytheas eine kühne, gewagte Behauptung: Arno Schmidt strebte ganz bewußt als Erscheinungsjahr seines "Erstlings", seines ersten Buches, das Jahr 1949 an, als "100 Jahre Goethe" zum 2=tenmal "voll" wurden (Der "Große Goethe", geboren im Jahre '7x7, in dem der Epi=Gone das Alter von 5x7 Jahren erreichte! - ("Wir sind eben nich Epi= sondern Progonen, (wenn nicht gar Gonen selbst)...") (julia 5). Als also '49 zum zweitenmal "lief" nach Goethes Geburt, konnte in Schmidts "Leviathan" etwas über den 98(=2x49)jährigen Pytheas gelesen werden! Hier noch empört "Zufall!" zu rufen: "Verschon' Uns doch mit derlei Haarspaltereien!" - sei Ihnen zugestanden, aber bitte beantworten Sie doch ma' diese Frage: Warum schrieb Arno Schmidt: "Vor zwei Tagen verstarb endlich der Unreine,...; tief in die linke Handfläche hatte er sich einen alten Schuhbelag gedrückt; die teure Decke war von dem Hunde in Streifen gerissen worden, wie auch sein Kittel; seinen Bart verstümmelte der Ungläubige: er war hundert Jahre." - im Brief des Aufsehers Abdichiba an den Suffeten Giskon? - Ob nun "hundert" oder "fast hundert"! - - Wie richtig das "So genau kommt's nich drauf an!" sonst auch in der Welt sein mag, in Schmidts Büchern ist's nicht! Und da Pytheas von Massilia auch als Mathematiker vorgestellt wird: "Meine mathematischen und geometrischen Hefte nehmen sie mir regelmäßig weg und schicken sie nach Karthago ein, ob etwas Brauchbares drin ist " - in "Gadir" schon gar nicht!!:
...weißgestrichene Zahlen kilometersteinten gefällig (wenn ich in die Algebra gerate, ists aus für heute Nacht);...
(Faun)
"56. IV.Aufgabe. Man suche solche Zahlen, deren Quadrat doppelt genommen, wenn dazu 2 addirt wird, wieder ein Quadrat giebt, wie z.B. die Zahl 7, deren doppeltes Quadrat 98, um 2 vermehrt, das Quadrat 100 giebt. Es muß also diese Formel 2x2 + 2 ein Quadrat sein, wo a = 2, b = 0 und c = 2, also weder a noch c ein Quadrat ist, auch ist b2 - 4ac oder -16 kein Quadrat, und es kann also die dritte Regel hier nicht angewandt werden.
Nach der vierten Regel aber läßt sich unsere Formel also darstellen.
Man setze den ersten Theil = 4, so wird der zweite sein:
2x2 - 2 = 2(x + 1).(x - 1),
und daher unsere Formel
4 + 2(x + 1).(x - 1).
Davon sei die Wurzel
2 + m(x + 1)/n,
woraus die Gleichung entsteht:
4 + 2(x + 1).(x - 1) = 4 + 4m(x + 1)/n + m2 (x + 1)2 /n2 ,
wo sich die 4 aufheben, die übrigen Glieder aber durch x + 1 theilen lassen, also daß
2n2 x - 2n2 = 4mn + m2 x + m2
und daher
x = (4mn + m2 + 2n2 )/(2n2 - m2).
Setzt man m = 1 und n = 1, so wird X = 7, und 2x2 + 2 = 100. (Leonhard Euler (1707 - 1783), Vollständige Anleitung zur Algebra, St. Petersburg 1770 (zitiert nach einer späteren Ausgabe mit modernisierter Orthographie). Zweiter Abschnitt. Von der unbestimmten Analytik. Kapitel 4. (Von der Art, irrationale Formeln Wurzel von (a + bx + cx2) rational zu machen.)).
In Ilmenau auf Goethes Spuren - - "da sah ich es! ... und fühlte schon das kühle gebogene Metall zwischen den Fingern,..."
Da fällt mir Max Bill ein, der zu Arno Schmidt gesagt haben soll: "Das, was Sie schreiben, Herr Schmidt, das habe ich mit 19 Jahren auch geschrieben." - Kommt mir vor, als hätte Lothar Matthäus beim Gespräch über Albert Einstein geprahlt: "Bevor ich Fußballspieler wurde, hab' ich mir auch immer sowas ausgedacht wie der olle Albert!"
Falls es Ihnen noch nicht klar geworden sein sollte: Ich zweifle nicht einen Moment lang daran, daß Albert Einstein, James Joyce und Arno Schmidt in einundderselben Liga spielten, und ich scherze nicht!: "...; und bei dem Alten gar iss etwas nich richtich im Leibe: der soll mit SchloßGespenstern gesehen wordn sein - " (julia 81) - "Dann iss das aber kein 'einfacher' Mensch, der Herr dort! ... Du, dann muß das aber ein erheblich bedeutender grand old man sein - ..." (julia 93) - Genau!!
"Ich muß eilends nach der nächsten Palästra laufen, um das tolle Zeug wieder aus dem Leibe zu schwitzen."
(Chr. M. Wieland, Aristipp)
Nach dieser Verschnaufpause die nächste Zumutung: Ich nehme mir den Bargfelder Boten Nr. 100 vom 18. Jan. 1986 vor ("Das 'Monogramm' dreht sich übrigens, wie eine ächte Schicksalstragödie à la '28. November' um den '18. Januar'.)(julia 28) - '... - wie ist er glücklich, dieser Narr! ... Er wünschet nimmer, daß man ihn vergessen möge; daß das Jahr nie einen achtzehnten Januar gehabet habe.' (julia 70) - und lese zunächst auf Seite 25 in Ulrich Goerdtens tiefschürfender (nicht ironisch gemeint!) Untersuchung "Isses zu glaubm?" der KiH-Erzählung "Kundisches Geschirr":
"Die Schmidt-Forscher hingegen sind seit langem bemüht, ihre Werkzeuge zu schärfen, um versteckte Dubiositäten in Schmidts Schriften zu entschlüsseln." Hätte er meine Aktivitäten auf diesem Gebiet damals schon gekannt, wär' wohl von dubiosen Schmidt-Forschern und/oder dubiosen Werkzeugen die Rede gewesen - und dubios, verlassen Sie sich drauf, geht's fröhlich weiter!:
Unter der Kapitelüberschrift "Figurenkonstellation" beklagt sich Herr Goerdten auf S.41 über ein Problem mit der "Anzahl" der Figuren: "Hier drängt sich die Hypothese auf, daß in der Gestalten-Vierheit die psychischen Instanzen Es, Ich und Über-Ich dargestellt seien (mit der mann-weiblichen Doppelung Karl und Ida). Es läßt sich mit dieser Hypothese aber kein widerspruchsfreies Gesamtbild herausinterpretieren; es bleibt unklar, wem die Instanzen Ich und Über-Ich zuzuordnen wären. Die Einzelfiguren sind auch derart plastisch ausmodelliert, daß in jeder von ihnen die Instanzen-Dreiheit nachgewiesen werden könnte. Hinzu kommt noch Fräulein Seidel als fünfte Figur, die nur mit äußerst gezwungener Argumentation auf eine der Instanzen festgelegt werden könnte.
Auffällig ist das konflikthafte Verhältnis, in dem sie alle zueinander stehen; immerzu gibt es Gelegenheit, sich über jemanden zu ärgern. Ich neige eher zu der Ansicht, daß hier einander widerstreitende Ich-Anteile personifiziert sind, die insgesamt den Autor Schmidt ausmachen:...."
Sagt Ihnen diese Folge von 6 Zahlen etwas?: 6, 16, 34, 64, 114, 200 - na?
6, 16 | - | June 16. - :! |
'34 | - | A. Schmidts Eintritt in die Textilindustrie. |
'64 | - | A. Schmidt wird 50 Jahre alt, KiH erscheint. |
114 | - | Jan. '14 - :! |
200 | - | 200 Jahre Goethe: A. Schmidts erster eigener Text veröffentlicht (siehe oben). |
Erzeugt wird diese Folge durch N(n) = 2(n2 + 2n) für ganzzahlige n von 1 bis 6.
Und hier mein Vorschlag: Mithilfe eines Zitats aus Faust I: "Zwei Seelen wohnen, ach!, in meiner Brust,..." und der Addition der 3 psychischen Instanzen des Herrn Freud kommen wir zu 5 Persönlichkeits- ja sagen wir - "Elementen"! Und mit dieser 5 (5p - Primzahl!) ergibt sich
N(5) = 2(52 + 25) = 2(25 + 32) = 50 + 64
= 114
(Siehe oben unter '64!).
..., und ich gab ihm meine Adresse für das Nachnahmepaket: "Nein: 64! - Nummer 64."
(Faun)
Ich hab' da ma' was von "libidinöser Besetzung der Mathematik" gelesen (BB 158/9, S.13): Alles, was wir von der Welt zu sehen bekommen - (oder auch denken) - sind schnöde Vereinfachungen - best'nfalls was wie das 1. Glied einer (sehr langsam convergierenden) unendlichen Reihe. ....:... 'ne Magd vom Stamme x + 2i, die eine imaginärrische Gasse kehrt. (julia 66).
('ne Magd vom Stamme x + 2i? (In der Gauß'schen Zahlenebene die Parallele zur reellen Zahlenachse mit dem Abstand 2i - s. BB 158/9, S.25 f. und BB 197/8/9, S.39 f.) - Sie ist unsichtbar! (s. unten!)).
Hierauf - die "libidinöse Besetzung" - sollten zuständige Fachleute doch nochmal ihr Augenmerk richten!
Ich hab' erst heut' den Doktor gefragt,
Der hat mir's in's Gesicht gesagt:
"Ich weiss wohl, was dir ist, was dir ist:
Ein Narr bist du gewiß!"
Nun weiss ich, wie mir ist!
"I mean, it's hardly the kind of job where craziness is a liability." (Richard Powers, The Time of our Singing).
In einer Hinsicht bin ich allerdings anderer Auffassung als Ulrich Goerdten:
"Für unwahrscheinlich halte ich, daß er auch das eingeflossene "Mutter-Material" gesehen hat." (S.46).
Nee - das halte ich nicht für "eingeflossen" (soll ja wohl heißen "unbewußt"!), nicht beim 50jährigen Schmidt, wenn Freuds Theorien geradezu "Thema" dieser Erzählung sind, da ist ein literarischer Hintergrund allemal wahrscheinlicher! Dazu muß ich mit guten Gründen noch ein bestimmtes, schwer zugängliches Buch (in keiner öffentlichen Bibliothek Bayerns zu finden!) überprüfen, ob es als Quelle infrage kommt.
Und noch eins, Herr Goerdten, nicht nur in Lexika nachlesen (BB Lfg.100, S.30/1), auch mal zu einem Baumarkt gehen!:
Kommen Sie mir bitte jetzt nicht mit der Theorie, die Firma "suki" hätte diesen terminus technicus, den ich übrigens bereits kannte, bevor mir im Spätherbst 1966 "KiH" in die Hände, vor die Augen geriet, ausgerechnet bei Arno Schmidt geklaut!
"I know what you want. You want a story that won't surprise you. That will
confirm what you already know. That won't make you see higher or further or
differently. You want a flat story."
(Yann Martel, Life of Pi).
Nee - kann Ich nich mit dien'n: Ich zieh', "aus guten Gründen, immer die befremdlichsten und sinnlosesten Lesarten vor" (julia 96), und wenn Sie sich "diese meine Seite" genau angeschaut haben: "'it is a compound of the most extravagant absurdities'" (julia 97).
Bis hierher gilt, schauen Sie zur Überschrift dieses Kapitels, natürlich "Thema verfehlt", aber von der letzten der "KiH"-Erzählungen <PIPORAKEMES!> als "Sprungbrett" geht's wieder zu "SdA" und "AmG", die ja beide mit "Europa" im Zusammenhang stehen! ("Europa - dieses Wort ist zu einem Reizwort geworden, zu einem Begriff, der sofort polarisiert,....". S. Fischer-Fabian, Karl der Grosse - s. Motto III):
"Och, das'ss gans einfach," sagte er unbefangen; und hob an, visionär die weiten wogenden Roggenfelder zu begaffen, über denen es von Blütenstaub förmlich rauchte. "Graunicht Weißnicht - " hörte ich ihn zu meiner Überraschung murmeln, (hätte nie & nimmer gedacht, daß er solche feinen Feinheiten überhaupt wahrnähme); auch "7 Eichen-Alter lang - " kam noch hinterher; (was mit der vorliegenden, uns zur Bearbeitung aufgegebenen Situation ja nichts mehr zu schaffen hatte - zumindest erkannte ich einen Nexus nicht.*).
*) Inzwischen habe ich nachträglich festgestellt, daß in der neuesten, berüchtigten <Unsichtbaren Magd> des Betreffenden, gelegentlich der Schilderung eines Abendhimmels, diese beiden Ausdrücke plötzlich dicht beieinander erscheinen. (Das sich dort weiterhin vorfindende <Nihilnull. Fehlt bloß noch'n Angelengel.> habe ich seinerzeit nicht vernommen; auch ist bei der berufenen Assoziationenverwilderung des Verfassers eine Genesis solchen Zusatzes schwer, wenn nicht gar unmöglich.)
Die rätselhafte Passage wurde von Josef Huerkamp folgendermaßen kommentiert (BB 43/4, 1980, S.17): Diese "Unsichtbare Magd" taucht in den Fußnoten des "Piporakemes"-Interviewers nochmals auf; hier, ironischerweise, als bereits erschienenes Buch des interviewten Schmidt! (KiH 328). Daß es als "berüchtigtes" apostrophiert wird, mag hingehen (wir verstehen schon), aber daß daraus zur Erläuterung des vorhandenen "Piporakemes"-Textes zitiert wird, ist doch starker Tobak.
Also ich frage mich seitdem immer wieder mal: Wieso und inwiefern "starker Tobak"?
Ohne sie sofort zu nennen, weise ich mit einem Zitat auf die mögliche Quelle hin, die mit der Jahreszahl '89, der wohl wichtigsten und vieles entscheidenden in der neueren Geschichte Europas, in bestimmter Beziehung steht, und mit dem "71er Spiel, mit Chikanen" hat Arno Schmidt sich bestimmt schon vor dem Oktober 1962 beschäftigt, als <PIPORAKEMES> in <konkret> erschien!:
"Nicht weiß, nicht gelb", wisperte es in sein Ohr - es kitzelte ihn im Gehörgang, das scharfe kleine Stimmchen, wie ein haarfeiner heißer Bohrer -,"Mosche, Mosche, ihr müßt durchs Rote Meer!"
Und Sprung zu "goldrand 3":
MARTINA (erstaunt): "n 'Bommenzinnes'?!" - (Sie darf 'dreimal Ratn'; und ihr
fällt 'Lampe' ein: 'BogenLampe'. Oder 'PapierKorb'? ...
ANN'EV': "M=m. So'n BrückenHeiljer: ne=Pomucenus. - ...."
Johannes von Nepomuk, Schutzheiliger von Böhmen, + 20.3.1393, ... gefoltert und in die Moldau geworfen. Seit 1693 steht sein Standbild auf der Prager Karlsbrücke!
Dazu aus der auch jetzt noch nicht genannten Quelle:
"Dem Heiligen Nepomuk steht's Wasser bis an den Hals!" Dem Heiligen mitten auf der Brücke, demütigen Hauptes auf das Kruzifix in seinem Arm niederblickend, waren zum ersten Male in seinem hundertjährigen Dasein die Füße naß geworden. Langsam hatte sich dann sein schwarzes Kleid in den Lehmbrei eingetaucht, der Spitzenüberwurf versank, die liebevolle Armbeuge, die den Gekreuzigten hielt, wurde von den Wellen überspült. Nun schwamm nur noch der bärtige Kopf auf dem Wasser - sollte er zum zweitenmal in der Moldau versinken? .../.../...
Vor soviel Bitterkeit blieb Siegfried hilflos stehen; sie waren bis zur alten Brücke gekommen, und gerade unter dem Heiligen Nepomuk verhielt Siegfried den Schritt. Michael wollte ihn weiterziehen, doch da läutete es von der Liebfrauenkirche zur Fastenandacht, und der tiefe, dumpfe Glockenton fiel schwer hinunter ins Tälchen der Elb, als wolle er die Stunde erschlagen." Vom "dumpfen Glockenton" einer Liebfrauenkirche ist in AmG zwar nichts zu hören, aber Ann'Ev' äußert ganz kurz nach oben Zitiertem einschlägig katholisches: "... 'ss ne Hitz, schwitz'D wie ne Tänzerin im Beichtstuhl...." Also auf "goldrand 3" dreimal Ratn, die versteckten Hinweise auf eine in braunen Fluten versinkende Heiligenfigur und den Tod im Jahre "dreizehndreiundneunzig"? - In unserer Quelle lesen wir: "... Erst seit jenem Augenblick ist mir's klar, was neunzehnhundertdreiunddreißig bedeutet."
Zum Rätsel auf "goldrand 10":
MARTINA (sachlich): "Das'ss von AUBER. 'Die WeißKappm', ja?" Auch hierfür scheint unsere Quelle eine Lösung zu bieten, zumindest teilweise:
"Die Inbrunst, mit der sie am letzten Versöhnungstag gemeinsam in der Synagoge diesen Vers gesprochen hatten, sie, die noch übrigen paar Männer der Gemeinde, in den weißen Sterbemänteln, mit der weißen Kappe,...."
Die seltsame Wortwahl Martinas auf "goldrand 12":
MARTINA: "Kuckma: da drübm: sonne SchilfPflückerin. - (Bestimmt wieder aus Celle, das Biest!).",
der von mir am Ende des vorigen Kapitels in bestimmtem Zusammenhang bereits eine Bedeutung zugeschrieben wurde, könnte auch auf die hier immer wieder herangezogene literarische Quelle hinweisen:
"Das Biest!" sagte der Jüngling ingrimmig, als er das Unglaubliche vernahm.
Er ballte die Fäuste, doch was war da noch zu ballen? Geschlagen sank er auf
seinen Stuhl. "Das Biest!" .../.../...
Kam die Rede darauf, so verschloß er seine Ohren, zeigte sich unempfindlich
gegen Spott, aber ingrimmig murmelte er jedesmal: "Das Biest!"
Eine Verklammerung mit "Die Schule der Atheisten" wird möglicherweise durch folgendes vermittelt: Josef Blum - man sagte im Städtchen, er habe soviel Empfinden wie das Leder, womit er handele - ....
Wer denkt da nicht an "Die Vogelscheuche"?
Und nun muß ich Ihnen nur noch erklären, wodurch meine Aufmerksamkeit auf diese "Quelle" gelenkt wurde:
MARTINA (....): "...: Kruzi!! -"
(Denn 1 Schuß iss gefall'n! Auch rauscht's id Luft - : und ein
langer=schlanker Sperber saust schräg an den Pfostn des GartenTürchens. Haut
noch einmal scharf mit d Flügeln umsich: !; und sackt dann danebm in's Gras:
-.)
MARTINA (aufspringend): "Ach. -: das'ss der verfluchte Sperber! Der immer
die klein'n Vög'l an der FutterStelle geholt hat, der Hundling:
dùtzendweis'!"
(AmG 131).
Von dieser Passage auf "Wenn nur der Sperber nicht kommt" aus dem Jahre 1955 zu schließen war naheliegend. Geschrieben wurde der Roman von Maria Mathi, geboren a.D. 1889, also in dem Jahr, dem wir auch den schrecklichen 1.8. "verdanken"!
(Lesen Se's mal, vielleicht finden Se'n brauchbaren Hinweis auf "7 Eichen-Alter lang -", wobei Se das Stichwort "Genesis" aus der Fußnote in <PIPORAKEMES> im Sinn habm sollten!
"... die klein'n Vög'l": Damals nach der Jahrhundertwende waren die Bewohner des Städtchens meistens kleine Leute, bescheidene Existenzen, Grasmücken; aber wenn sie sangen, kam man aus dem Staunen nicht heraus. .../.../... In der Weißdornhecke flattert es hin und her, da zirpt es und tiriliert es, und einmal, bei Sonnenuntergang, kommt ein Mensch des Weges und kann sich nicht genug verwundern, wie schön die Grasmücke singt.
"Hey! Mr. Tambourine Man, play a song for me,
In the jingle jangle morning I'll come followin' you."
(Bob Dylan, 1964).